Jagd auf die unsichtbaren Pädokriminellen
Von Carol Demarmels SP- Grossrätin von Obersiggenthal/Kirchdorf
Vor kurzem postet eine Freundin auf Facebook einen Aufruf, unsere Kinder nicht öffentlich auf Social Media zu präsentieren. Zur Abschreckung hinterlegt mit einer Reportage. Darin zu sehen: das Bild einer Gruppe von Geräteturnerinnen im Primarschulalter. Geklaut durch zwielichtige Gestalten von der öffentlichen Website des Turnvereins, zur Verfügung gestellt im Darknet als verbales Freiwild für Pädokriminelle. Die Kommentare unter dem Bild der jungen Turnerinnen sind derart abstossend, dass ich sie hier nicht wiedergeben kann und lieber wieder aus meinem Gedächtnis löschen würde. Aber vor allem: Sie sind strafbar.
Im Darknet, aber auch in Messengerdiensten wie Telegram oder in einfachen geschlossenen Foren im Internet wimmelt es von entsprechenden Beispielen. Nicht immer handelt es sich dabei um eigentlich unauffällige Alltagsbilder. Millionen von Fotos und Filmen mit Abbildungen von Kindern in Missbrauchssituationen sind nahezu frei abrufbar. Tausende Pädokriminelle geilen sich tagtäglich in der Schweiz daran auf – und kommen mehrheitlich ungestraft davon.
Oft erfolgt eine Meldung entsprechender Delikte durch internationale Stellen wie das «National Center for Missing and Exploited Children» (NCMEC). Im Jahr 2018 meldete die NCMEC dem Fedpol rund 9000 Verdachtsmeldungen wegen illegaler Kinderpornografie. Die Weiterverfolgung dieser Straftaten liegt in der Pflicht der Kantone. Auf Beginn des Jahres 2021 gibt Fedpol diese Aufgabe auch offiziell an die Kantone ab.
Aber wie gedenkt der Kanton Aargau diese schwierige Aufgabe wahrzunehmen? Welche Ressourcen und welches Know-how stehen aktuell und zukünftig zur Verfügung? Beteiligt sich der Kanton Aargau am Aufbau überkantonaler Stellen zur Bekämpfung von Pädokriminalität? Wie wird die im Jahresbericht erwähnte fehlende Sensibilisierung von Jugendlichen betreffend die Problematik in Angriff genommen? Und warum finde ich weder im Aufgaben- und Finanzplan des Kantons noch im Jahresbericht der Kantonspolizei entsprechende Informationen zu all dem? Auf diese und weitere Fragen hoffen wir schlüssige Antworten zu bekommen, mit einer durch Rolf Walser, Luzia Capanni und mich eingereichten Interpellation.
Dieser Artikel wurde erstmals im links.ag 195, S.12 publiziert.